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„Es war einmal eine Idee, daraus wurde ein Projekt und nun gibt es ein Stück…“
So hieß es einst im September 2021, als das Theaterprojekt in der Klassenstufe 9 begann. Es richtete sich an alle Interessierten des genannten Jahrgangs, da diese Schüler/innen am Ende der 9.Klasse ein Betriebspraktikum absolvierten, worauf sie das Projekt vorbereiten sollte, konnte, durfte… Inzwischen verzeichnen wir sowohl die erfolgreiche Uraufführung unseres ersten eigenen Bühnenwerks „Schulab(i)schluss“ als auch einen großen gewonnen Schatz an ganzheitlich-persönlichkeitsbildenden Erlebnissen und Erfahrungen.
Warum? Weil es bis zu einem Bühnenstück einen langen Weg zurückzulegen gilt… Proben steckt in Probieren und genau diese Herangehensweise beschreibt unser Tun. Nicht nur, dass wir durch zahlreiche Spiele und Übungen unsere Konzentration oder Wahrnehmung schärfen, unseren Körper samt Haltung und Stimme immer wieder neu kennenlernen, Führungs- und Folgeprinzipien ausprobieren oder durch Figuren-Rollen-Arbeit neue Perspektiven schaffen. Wir erfahren die Bühne vor allem als einen geschützten Raum, in dem Lebenswelten „erprobt“ werden können. In und aus dieser Welt heraus entwickeln wir unsere eigenen Szenen, da uns Marke Eigenbau (von der Umwandlung bekannter Texte bis hin zu komplett selbst geschriebenen Stücken) sehr am Herzen liegt. Zudem entstehen auf diese Weise zahlreiche Möglichkeiten, unsere eigenen Themen zu behandeln. Methodisch orientieren wir uns vorrangig am Biografischen Theater sowie dem Improvisationstheater. Durch diese Theaterformen konkretisieren wir Ideen und Inhalte, spielen mit Gefühlen und Status, schaffen Raum für Entwicklung und Veränderung und sind immer wieder (von uns selbst) überrascht, was jedes Mal auf der Bühne entsteht. Unsere Spielleitung schreibt dann alles zusammen und fertig ist das Stück zur Aufführung.
Apropos Spielleitung: „Sie ist immer schuld, wenn etwas daneben geht.“ (sagte einst Keith Johnstone – Begründer des modernen Improvisationstheaters 😉). Ihr liegen in der Theaterarbeit vor allem folgende Fragen am Herzen:
- Wie kann der/die Schüler/in auf der Bühne so angesprochen und gefördert werden, dass er/sie in seiner/ihrer Persönlichkeit konstruktiv gestärkt wird?
- Wie kann er/sie durch die Bühnenarbeit inspiriert werden, um draußen in der Welt (selbst)bewusster zu bestehen?
- Wie kann Verantwortung so geteilt werden, dass eine Gruppendynamik entsteht, in welcher sich jede/r Einzelne als Teil eines Ganzen begreift und mittels Partizipation, Feedback und Austausch für ein wertschätzendes und respektvolles Miteinander sorgt?
- Welche künstlerischen Mittel passen personenbezogen (Talente, Vorlieben der Gruppen) zur Umsetzung/Inszenierung des eigenen Stückes?
(Und noch einige andere Fragen, doch das führt an dieser Stelle zu weit. 😉)
Für die Spielenden bietet die Bühne somit eine Möglichkeit, sich mit „Kopf, Herz und Hand“ auszudrücken, sich selbst zu testen, Ängste zu überwinden, (innere und äußere) Grenzen zu prüfen usw. Auch wenn das für sie zuweilen ungewohnt ist und sich manche/r erstmal „einen kleinen Ruck“ geben muss, um auf der Bühne zu spielen, gehen sie schließlich mit einem Erkenntnisgewinn nach Hause. Herausforderungen zu meistern macht einen Teil unseres Lebens aus und dazu möge unsere Theaterarbeit anregen.
Am Ende des Weges steht schließlich eine Aufführung, die sich in das so vielfältige Theater-Aufführungsmöglichkeiten-Repertoire (Werkschau, klassisches/modernes Drama, episches Theater, Collage/Tanztheater/Performance…) einordnen kann.
Unser erstes Theaterstück sowie die gemeinsame Arbeit daran haben wertvolle Samen gesetzt, die es nun zu hegen und pflegen gilt, sodass sie wachsen und erblühen mögen. Die besten Voraussetzungen existieren dafür bereits, denn die Gruppe vom letzten Jahr hat sich fast vollständig wieder zusammengefunden und arbeitet am neuen Stück. Unterstützung erhalten wir ab diesem Jahr von Tobias Huebsch, seines Zeichens Schauspieler, Theaterpädagoge und Spielleiter. Seine Mitarbeit findet im Rahmen des dreijährigen KLaTSCH[1]-Projekts statt.
Mit freundlichen Spielgrüßen – die TheaterAGenten unter der Spielleitung von Frau Däumer
[1] KLaTSCH steht für Kulturelles Lernen an Theatern und Schulen und steht für eine Kooperation zwischen unserer Schule, einem freien Theater und dem LanZe (Landeszentrum Freies Theater Sachsen-Anhalt e.V.).